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Professor Dr. Engelhard Boehncke
Lifetime Achievement Award 2008


Engelhard Boehncke wurde 1935 in der Nähe von Göttingen geboren und begann seine berufliche Karriere als Lehrling in landwirtschaftlichen Betrieben. Während seines Studiums der Landwirtschaft an der Universität Göttingen arbeitete er bereits 1959 als Praktikant in einem der ältesten biodynamischen landwirtschaftlichen Betriebe der Welt, dem schweizerischen Oswaldhof. Seine Tierliebe und sein Wunsch, so viel wie möglich über sie zu lernen, mündete in dem Studium der Veterinärmedizin an der Universität Giessen. Nach dem Grundstudium wechselte er an die Universität München, wo er seine Doktorarbeit schrieb.

Während seines Veterinärstudiums und seiner Arbeit als Veterinärmediziner wurde er immer wieder mit den negativen Folgen antibiotischer Wachstumssubstanzen konfrontiert, die in der konventionellen Landwirtschaft verwendet wurden. Gleichzeitig beobachtete er einen dramatischen Anstieg bakterieller Antibiotika- Resistenzen in der Human-Medizin.

Wichtigster Botschafter des Öko- Landbaus 

Diese bedrohliche Entwicklung hatte einen ganz entscheidenden Einfluss auf seinen Werdegang, in dessen Verlauf er zu einer weltweit anerkannten Kapazität der Öko- Bewegung wurde. Im Jahr 1975 wurde er als Professor an die Universität Kassel/ Witzenhausen berufen, wo er vom ersten Tag an deutlich machte, wofür sein Herz schlug und was er seinen Studenten beibringen wollte. Damals bedurfte es einer gehörigen Portion Mut, das konventionelle System und die so genannte Logik "moderner" Tierproduktion in Frage zu stellen und sich der ökologischen Tierhaltung zuzuwenden. Seine 305 Studenten, die Diplomarbeiten unter seiner Betreuung verfassten sowie die 10 Studenten, die bei ihm promovierten, erlebten "ihren Professor" als große Inspiration. Auch für viele andere Studenten (und nicht nur für die ökologisch gesinnten) war Engelhard Boehncke der beliebteste Professor der Universität.

Im Jahr 1984 wurde er von der Generalversammlung des IFOAMWeltverbandes, dem internationalen Dachverband ökologischer Landwirtschaft, zum Präsidenten des Vorstandes gewählt. In seiner Amtszeit entwickelte sich die IFOAM zu einer globalen Organisation. Mit seiner Weisheit und Geduld, seiner integrativen Fähigkeit und insbesondere seinem Humor verstand es Engelhard Boehncke, die Öko-Bewegung in einer Zeit zusammen zu halten, in der unterschiedliche ökologische "Denkschulen" und politische Strömungen nicht nur miteinander argumentierten, sondern drohten, die gesamte Bewegung auseinander zu dividieren.
 

Als Präsident des IFOAM beim Weltkongress in Burkina Faso 1989
Als Präsident des IFOAM beim Weltkongress in Burkina Faso 1989
Nicht nur als IFOAM-Präsident hatte er einen globalen Einfluss. Er war ein weltweit äußerst gefragter Referent, der mit seinen Vorträgen dafür sorgte, dass auch Nutztiere in der ökologischen Landwirtschaft entsprechende Aufmerksamkeit erhielten. Im Anschluss an seine Arbeit als IFOAM-Präsident für die weltweite Öko-Bewegung richtete Engelhard Boehncke seinen Fokus erneut auf das Wohlergehen von Tieren, unter anderem durch sein Amt als Präsident der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung. Er war auch eine treibende Kraft bei der Schaffung einer Auszeichnung für artgerechte Tierhaltung, die von der Deutschen Schweisfurth-Stiftung ausgeschrieben wurde.

Trotz seines Alters hält Engelhard Boehncke auch heute noch von Zeit zu Zeit Vorträge über artgerechte Tierhaltung und ist Beiratsmitglied bei der Fachzeitschrift "Ökologie und Landwirtschaft", die von der SÖL-Stiftung publiziert wird.